Rudolf Schlichter (Calw 1890 – München 1955) war Maler, Zeichner und Schriftsteller — eine faszinierende Persönlichkeit mit obsessivem Charakter, widersprüchlichen Meinungen und Idealen. Schlichters bedeutendes literarisches Werk steht gleichberechtigt neben seinem künstlerischen Schaffen. Als vielseitiger Dichter wird Schlichter in der Blauen Stunde in der
Kunststiftung Hohenkarpfen von Renate Czaja entdeckt. Die Schauspielkunst wurde der in München geborenen Schauspielerin und ausgebildeten Buchhändlerin in die Wiege gelegt; ihre Mutter spielte unter anderem am Thalia-Theater in Hamburg. Renate Czaja brilliert mit der Rezitation von Werken Rilkes, Tucholskys und – auf dem Hohenkarpfen – Schlichters.
Schlichter besingt, von Hölderlins Hymnen inspiriert, den „Schwarzwald“, die „Wetterwolken über dem Jura“ und den „Hohentwiel“. Er verfasst seine Autobiographie als Entwicklungsroman in der Nachfolge von „Unterm Rad“ seines Landsmanns Hermann Hesse und von Heinrich Kellers „Grünem Heinrich“. Er bezieht in kunsttheoretischen Schriften leidenschaftlich Stellung. Und er führt eine umfangreiche Korrespondenz mit den Künstlern, Dichtern und Denkern seiner Zeit, von George Grosz bis Ernst Jünger.
Das Kunstmuseum Hohenkarpfen zeigt in der laufenden Ausstellung „Idylle und Apokalypse – Rudolf Schlichters Landschaften“ einen repräsentativen Querschnitt durch das umfangreiche Gesamtwerk des Künstlers. Mit dieser Ausstellung wird erstmals Rudolf Schlichter als Landschaftsmaler in den Fokus genommen. Er gilt neben George Grosz und Otto Dix als einer der bedeutenden Vertreter des veristischen Flügels der Neuen Sachlichkeit, zu deren Kernbestand seine Porträts, Stadt- und Milieuszenen gehören.
1890 in Calw im Nordschwarzwald geboren, studierte Schlichter an der Akademie der Bildenden Künste in Karlsruhe und erlebte in den Zwanziger Jahren seinen künstlerischen Durchbruch in Berlin. 1932 kehrte Schlichter aus der Metropole Berlin nach Süddeutschland zurück und konzentrierte sich in Rottenburg am Neckar vorübergehend fast ausschließlich auf die Darstellung der Landschaft. Neben Gemälden entstanden Hunderte von Zeichnungen, von denen viele im Kontext eines geplanten Landschaftsbuchs stehen.
Nach dem Zweiten Weltkrieg, den er in München erlebte, setzte sich Schlichter in surreal anmutenden Landschaften und apokalyptischen Bildern mit den vorausgegangenen Ereignissen
des Dritten Reichs auseinander und thematisierte den Verlust von Menschlichkeit in der
modernen Zivilisation. 1948 und 1954, ein Jahr vor seinem Tod, nahm Rudolf Schlichter an der Biennale von Venedig teil.
Blaue Stunde: Freitag, 3. Mai 2019, 17 Uhr
Nächste Führungen: Mittwoch, 1. Mai 2019, 17 Uhr und Sonntag, 5. Mai 2019, 16 Uhr
Ausstellungsdauer: 14. April bis 21. Juli 2019
Öffnungszeiten: Mittwoch bis Sonntag und Feiertage von 13.30 Uhr bis 18.30 Uhr
Pressekontakt: Mark R. Hesslinger M.A., Kustos, Kunststiftung Hohenkarpfen
Hofgut Hohenkarpfen, 78595 Hausen ob Verena
Tel. +49 7424 4017
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